Die Bedeutung der Buschkliniken
Wenn man in Namibia die dünn gestreuten Städte verlässt, kommt man in eine Dornsteppe, wo nur hier und da aus einem grünen Flecken ein Farmhaus herüberwinkt. Wegen des armen Bodens und der kargen Regenfälle muss ein Farmbetrieb wenigstens 4000-5000 Hektar umfassen, um rentabel zu sein. Weiter gelangt man in die Siedlungsgebiete der einheimischen Stämme. An den Grenzflüssen und anderen permanenten Wasserstellen ist die Besiedlung dicht. Aber in anderen Gegenden kann es sein, daß sich das Auto eine Stunde lang durch den schweren Sand quält, ohne dass man einer Menschenseele begegnet.
Dann gelangt man in ein Dorf mit Hütten aus Pfählen, Ried und Gras oder Wellblech, und am Dorfrand steht plötzlich ein hell-freundliches Steinhaus mit der Aufschrift „Amorbach“ oder „Düsseldorf“ oder „Oldenburg“ usw. zur Erinnerung an die Bewohner jener Stadt, die das Geld für die Errichtung des Gebäudes spendeten. Es handelt sich um Buschkliniken, die von der Deutsch-Namibischen Entwicklungsgesellschaft gebaut und eingerichtet wurden, um den Menschen in diesen entlegenen Gegenden den Zugang zu einer medizinischen Betreuung zu ermöglichen.
Bis dahin erhielten die Kinder keine prophylaktischen Impfungen und die Schwangeren keine Beratung. Die Kranken mussten viele Stunden weit bis zum nächsten Krankenhaus gehen oder mit Hilfe eines unbequemen und ruckelnden Sandschlittens gebracht werden, und das in der unbarmherzigen afrikanischen Hitze! Es ist verständlich, dass man unter diesen Umständen zunächst eine einheimische Kräuterfrau oder einen so genannten Zauberer konsultierte und abwartete, bis keine Hoffnung auf Besserung mehr bestand. Oft war die Krankheit inzwischen so weit fortgeschritten, dass auch der Arzt nicht mehr helfen konnte.
Wir dürfen hoffen, dass die draußen im Busch gebauten Kliniken nicht nur Menschenleben retten, sondern auch im Kampf gegen den Hexenglauben helfen und das Vertrauen in die moderne Medizin stärken. Sie werden von der Regierung personell und medikamentös versorgt und hin und wieder durch medizinische Beamte oder Missionsschwestern besucht.
Mitglieder der DNEG besuchen regelmäßig diese weit auseinander liegenden Projekte, um sich zu überzeugen, dass sie ihren Zweck erfüllen und die Spendengelder dem Wohle der Ärmsten dienen.
Dr. med. Maria Fisch, Windhoek